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INTERLACE

Sicherheit für das Wirtschaften ohne Euro

In Sardinien, der zweitgrößten italienischen Insel im Mittelmeer, gelang es der Sardex Genossenschaft, ein System für einen alternativen Wirtschaftsaustausch zu etablieren. Sie schuf die virtuelle Währung Sardex, mit welcher regionale Unternehmen bargeld- und kreditlos in einem Wirtschaftskreis vernetzt handeln, ohne dafür eine zentrale Instanz wie eine Bank zu benötigen. Damit konnten zahlreiche sardische Unternehmen die jüngste Wirtschaftskrise überstehen und nebenbei auch alle fälligen Steuern und Abgaben entrichten.

Um diesen alternativen Wirtschaftsaustausch für weitere Anwendungen und auch überregional zu öffnen, fördert die Europäische Union das H2020-Forschungsprojekt INTERLACE (Interacting Decentralized Transactional and Ledger Architecture for Mutual Credit), welches in der Exzellenzsäule der EU-Forschungsförderung H2020 angesiedelt ist. Hier geschieht visionäre Verbundforschung mit dem Ziel, neue innovative Technologiefelder zu öffnen.

Blockchain-Technologie als Basis

Im Zentrum des technologischen Teils der Forschung von INTERLACE steht die Realisierung einer automatisierten Vertragsabwicklung mithilfe innovativer Blockchain-Technologie auf Basis abstrakter Interaktions-Zustandsautomaten (ASIM). Die Blockchain ist ein dezentrales System, das dauerhaft und unveränderbar definierte Transaktionen zwischen zwei oder mehr Parteien innerhalb eines Netzwerks erfasst. Sie ist öffentlich und weltweit für alle zugänglich und ist durch ihre Transparenz nahezu nicht manipulierbar. Die Regeln für die genannten Transaktionen, sogenannte ‚Smart Contracts’, werden auf mathematischem Weg von den abstrakten Interaktions-Zustandsautomaten produziert und sind in den Blöcken enthalten. Der radikale Innovationsansatz ermöglicht es, hochgradig anpassbare und sich selbst konfigurierende Software bereitzustellen, die sich der Umgebung und den sich ändernden Benutzer-Bedürfnissen dynamisch anpasst.

Die Architektur für diese Software-Landschaft wird von Forschenden der FH Salzburg, Eduard Hirsch und Thomas Heistracher vom Studiengang Informationstechnik und System-Managment konzipiert und gemeinsam mit Partnern der London School of Economics, der Hertfordshire University und der Universität Passau prototypisch realisiert. Als zentrale Herausforderung gilt es, verschiedene Technologien und Zugänge der ASIMs zwischen regionalen Gruppen zu verbinden. Dabei spielt die gesellschaftspolitische Ebene (Stärkung der regionalen Wirtschaft, Nachvollziehbarkeit, Transparenz, Verzicht auf zentrale Kontrolleinheit) eine große Rolle.

Vielfältige Anwendungsbereiche

Solch eine sichere Austauschplattform kann für vielfältige Anwendungen genutzt werden: bankenlose Bezahlungsvorgänge, Abwicklung von Projekten mit vielen Teilnehmern (z.B. Hausbau oder kombinierte Tourismusangebote), Messdaten-Übertragung im Internet der Dinge, Rechtsgeschäfte oder auch die transparente Rückverfolgung von Lebensmitteln bis zu den Herstellern sind hier zu nennen. Generell ist der Ansatz von INTERLACE nicht nur für virtuelle Währungen relevant – jeglicher Informationsaustausch zwischen Kommunikationspartnern aus unterschiedlichen Netzwerken kann damit ‚demokratisiert’ werden.

Für dieses Projekt wurden im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 754494 Fördermittel aus dem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ bereitgestellt.