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IT-Jobs im Wandel

Hardcore Programmieren im dunklen Kämmerchen und der beste Freund der Computer – wer sich so die Jobs in der IT-Branche vorstellt, liegt gänzlich falsch. „Die IT-Jobs, die es vielleicht früher einmal gab, gibt es schon lange nicht mehr. Teamfähigkeit, Führungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit sind besonders bei IT-lern gefragter denn je“, sagt Paul Urthaler, Systems Architect im Red Bull Media House. Die fachliche Kompetenz wird vorausgesetzt.

„Unser Team umfasst in etwa 30 Personen aus verschiedensten Ländern“, sagt der 33-Jährige, der für die Entwicklung einer MediaBase Plattform verantwortlich ist und das internationale Projekt von Salzburg, Wals, aus leitet. In so einem großen Team sind soziale Kompetenzen und Management-Know-how besonders gefragt. Urthaler: „Wir arbeiten mit Iren, Polen, Ungarn, Deutschen und Amerikanern zusammen. Alle haben eine unterschiedliche Arbeitsweise. Dadurch entsteht viel Kommunikations- und Managementaufwand.“

Für eine bessere Zusammenarbeit und Abstimmung lässt der gebürtige Salzburger „die Hauptplayer“ im Team alle zwei Wochen einfliegen. Alle drei Monate findet „ein Treffen in großer Truppe“ statt, bei denen auch Social Events, wie gemeinsames Kartfahren, am Programm stehen. Jemand, der mit anderen nicht kommunizieren und seine Ideen nicht verständlich präsentieren kann, ist bei Urthaler fehl am Platz: „Einzelkämpfer haben es schwer, auch Entwickler, die nur stur ihre Code-zeilen beschreiben.“ Die gemeinsame Sprache Englisch hat dabei den einen oder anderen Teampartner scheitern und leider aus dem Projekt ausscheiden lassen.

Wozu Sozialkompetenzen und Kommunikationstrainings in der Ausbildung?

Im April 2011 holte sich Urthaler mit ITS-Masterstudent Michael
Haslauer Verstärkung. Der heute 23-Jährige wollte ursprünglich „nur als Entwickler tätig sein“. Mit seiner Tätigkeit beim Red Bull Media House änderte sich aber seine Sichtweise schlagartig. Haslauer: „Jetzt finde ich Koordinations- und Managementtätigkeiten total spannend. Es gilt immer wieder eine neue Herausforderung zu meistern und Probleme zu lösen.“ Als der HTL-Absolvent sein ITS-Studium begann, hatte er sich eigentlich eine rein technische Hochschulausbildung erwartet und war anfangs „fast ein wenig enttäuscht.“ Jetzt ist er „aber sehr froh, dass im Curriculum auch Kommunikations- und Management- Fächer fest verankert sind und man so übergreifendes Wissen erhält, was für das spätere Berufsleben total wichtig ist. So hat man den sogenannten Blick über den Tellerrand und lernt vernetzt zu denken.“

Sind Kommunikationsfähigkeiten und interkulturelle Kompetenzen erlernbar?

„Prinzipiell kann man sensibilisieren und trainieren“, sagt Gabriele Abermann, Fachbereichsleiterin für Englisch und interkulturelle Kommunikation. Laut Abermann haben wir gelernt, gewisse Situationen und gewisses Verhalten mit uns bekannten Mustern zu vergleichen und zu interpretieren, woraus schnell Vorurteile und somit Barrieren in der Kommunikation entstehen können. Andere Kulturen haben unterschiedliche Werte und Ansichten und agieren deshalb vielleicht für uns „unpassend, obwohl es in ihrer Welt zum guten Ton gehört“. Beispielsweise wird es in einer Konfliktsituation nicht zielführend sein, einen asiatischen Partner direkt „nach seinem Problem“ zu fragen, wie es vielleicht wir Österreicher oder Deutschen tun. In seinem Wertesystem wäre dies respektlos. „Hier kann eine Vertrauensperson aus demselben Kulturkreis als Vermittlerin weiterhelfen, die zum Konflikt etwas distanzierter ist“, empfiehlt die Trainerin für interkulturelle Kompetenzen. Regelmäßige Reflexion des eigenen Verhaltens und des des Gegenübers lässt uns in zukünftigen Situationen offener werden und unsere Wahrnehmung schärfen. Zu oft scheitern Projekte nur deshalb, weil es zwischenmenschliche Probleme und Missverständnisse gibt – und das übrigens nicht nur, wenn andere nationale Kulturen beteiligt sind. Unterschiede in der Herangehensweise gibt es auch zwischen diversen professionellen Kulturen, zum Beispiel zwischen Technikern und Marketingexperten.