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Auf neuen Wegen

Stille. Gedämpftes Licht. Mathematische Berechnungen zieren die weißen Tafeln des imposanten Audimax der FH Salzburg. Auf einem kleinen Tisch auf der Bühne liegen vier verschiedenfarbige Stifte – zurückgelassen als symbolischer Abschied.

Nur wenige Minuten zuvor dienten sie einem außergewöhnlichen Pädagogen – einem Mann, der die Geschichte der FH Salzburg und des Studiengangs Informationstechnik & System-Management als Gründungsmitglied und Fachbereichsleiter für Technische Grundlagen wesentlich mitbestimmt hat. Einem Mann, der mit seiner Persönlichkeit die Herzen seines Umfelds gewonnen hat.  Einem Mann, der mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg vielen Schülern und Studierenden die Scheu vor Algebra und Co. genommen hat. Einem Mann, der Mathematik erlebbar und begreifbar gemacht hat. Einem Mann, der nun seinen wohlverdienten Ruhestand als Vollblut-Mathematiker und lebende Legende antritt – Hofrat Dr. Gerold Kerer.

Eine Stunde zuvor. Gerold Kerer steht mit einem hellgrauen Anzug auf der Bühne. Er ist sichtlich gerührt. Es sei für ihn eine Ehre und er freue sich sehr über die einmalige Gelegenheit in solch einem Rahmen seine Abschiedsvorlesung halten zu dürfen. Schon von der ersten Minute an zieht er rund 250 Studierende, Alumni, Lehrende und Freunde durch seine beeindruckende Bühnenpräsenz in den Bann. „Ich habe das humanistische Gymnasium in Hall besucht. Und ich sage Ihnen, wir waren eine schlechte Klasse. Eine legendär schlechte Klasse“, erzählt der gebürtige Tiroler mit verschmitztem Charme. Er habe sich mit seinen Klassenkameraden in dieser Zeit zum regelmäßigen Brainstorming darüber getroffen, wie sie das Schreiben von Schwindelzetteln zur Perfektion bringen könnten.  Schon damals mit mathematischem Talent beglückt, war er auserkoren den Hauptspeicher in den Toiletten immer gut zu befüllen. „Leider hatte ich eine schlechte Handschrift, die meine Kollegen nicht lesen konnten. So kam es, dass sie – fleißig wie sie waren – bei einer Formel statt MAX das Wort HAX abschrieben. Sie können sich vorstellen, wie das beim Lehrer ankam“.

Sein Weg führte ihn 1956 an die Universität Innsbruck. Dort absolvierte er die Lehramtsstudien für Mathematik und Physik an höheren Schulen und Chemie an der Unterstufe höherer Schulen.  „Mit Mathematik, Physik und Chemie hatte ich nie Probleme, aber Pädagogik…“, schwelgt der 79-Jährige mit einem leichten Kopfschütteln in Erinnerungen, „ich wäre fast durchgefallen. Ich habe es nur geschafft, weil mein Professor die Augen zugedrückt hat.“  Später sollten Pädagogik oder viel mehr die Erkenntnisse in einem Lehrerpraktikum  beim begnadeten Dozenten zu einer entscheidenden Erleuchtung führen: „Ich habe bis dahin kein schöneres Tafelbild eines Lehrers gesehen. Einfach wunderschön und leserlich. Aber der Unterricht…“, er legte eine kurze Pause ein, „…war sooo langweilig. Ich spielte mit den Schülern in der letzten Bank Karten. So sollte mein Unterricht nie sein.“ Ein Plan, der sich in 55 Jahren als Lehrer an der HTL Innsbruck, an der HTL Wien, an der HTL Salzburg, später auch als dessen Direktor verwirklichte. An dieser Überzeugung hielt er auch als Lehrbeauftragter an der FH Salzburg für Angewandte Mathematik fest. „Das Beste, was einem Lehrer passieren kann, sind fragende Schüler beziehungsweise Studierende. Und sie haben viel gefragt. Danke.“, reflektiert der Vollblut-Mathematiker.  Dann nimmt er seine Stifte zur Hand und beginnt mit einer Mathematik-Vorlesung, die die Zuhörer im Audimax in Staunen versetzt.

Gerold Kerer sagt bei seiner Abschiedsvorlesung Danke.

Der Vollblut-Mathematiker erzählte Anekdoten aus seinem Leben.

Standing Ovations für Gerold Kerer.

ITS-Ehrenprofessur für Gerold Kerer.