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ITs Project Award 2016

Rückblick

Bereits das zwölfte Mal lud der Studiengang Informationstechnik & System-Management zum Innovationskräftemessen in die Fachhochschule Salzburg – eingereicht wurden über 30 Projekte von Schulen aus ganz Österreich, sieben Finalisten stellten ihre Projekte am 2. Juni2016 Jury und Publikum vor.


Mit etwas Verspätung begann vergangenen Donnerstag kurz nach 14:00 die Zukunft. Im Hörsaal 055 der Fachhochschule Salzburg steht FH-Rektor Prof. Mag. Dr. Gerhard Blechinger und erklärt in aller Ruhe und frei von Pathos, er habe eine Methode entwickelt, in die Zukunft schauen zu können – kurze Pause, gespannte Stille – und die sei obendrein noch ziemlich simpel: „Ich unterhalte mich regelmäßig mit Technikern, denn jene Dinge, für die sich Techniker interessieren, werden in ein paar Jahren Realität sein und unsere Gesellschaft maßgeblich mitbestimmen”. Wo wir sind, ist, wo wir sein werden – quasi.

Smart daheim sein

Altes Haus, mach’s gut – willkommen, Smart Home! In einem solchen wird vernetzt, gelenkt und ferngesteuert auf Energieeffizienz komm raus – ganze Smart Cities schießen aus dem Boden und lassen das 20. Jahrhundert endgültig hinter sich, nur: was machen mit all den gemütlich-undynamischen Hütten, deren Nachrüstung bisher immens teuer und meist mit großem baulichen Aufwand verbunden war? Antwort: Funkmodule. „Der Ansatz ist einfach, die Realisierung schwer”, fasst Michael Kusolitsch, Leiter des von der Jury mit dem Hauptpreis (1000 Euro) bedachten Projekts MITIS Home Control der IT-HTL Ybbs (4. Klasse) rückblickend das Ergebnis vieler Arbeitsstunden der fünf Teammitglieder zusammen. Mithilfe des MITIS-Buses kann über ein Webpanel die Haussteuerung gelenkt werden, ein Systemprogramm am Server wickelt die Interaktionen ab und aktualisiert die Datenbank und die Kommunikation erfolgt schließlich über Funkmodule, die an beliebige Geräte im Haus angebracht werden können. Kompakt, benutzerfreundlich und spottbillig ist das Ganze obendrein. An die dreißig Prototypen mussten verschlissen werden, bevor die MITIS-Rechnung so elegant aufgehen konnte.

Technik, die zu denken gibt

Versagt der Mensch, muss oft genug die Technik gegensteuern: allein in den USA erleiden 40 Kinder pro Jahr den Hitzetod, weil sie im geschlossenen Auto zurückgelassen wurden – „aber durch unsere Kooperation mit dem ÖAMTC wissen wir, dass es hunderte Male vorkommt, dass beispielsweise Scheiben eingeschlagen werden müssen. Schon nach fünfzehn Minuten im überhitzten Auto kann es bei Kleinkindern zu Schäden am Nervensystem oder an den Nieren kommen”, sagt Simon Kreiter vom Projektteam  der HTLSaalfelden. Bei einer Außentemperatur von nur 26 Grad kann die Temperatur in einem geschlossenen Auto innerhalb einer halben Stunde auf über 40, in einer Stunde gar über 50 Grad steigen. Daher hat Simon Kreiter zusammen mit Thomas Wögerbauer ein System entwickelt, dass sowohl die Temperatur im Auto misst als auch erkennt, ob sich ein Kind im Kindersitz befindet. Die Daten werden an eine entsprechende Handyapp mittels Mobilfunk gesendet, im Notfall wird am Handy ein Alarm ausgelöst, zusätzlich kann noch eine SMS verschickt und, bei ausbleibender Reaktion, eine zweite Person kontaktiert werden, optional können auch Leuchtsignale am Auto Passanten auf den Ernst der Lage aufmerksam machen. Das Projekt Safety Seat wurde an diesem Nachmittag mit dem zweiten Platz (500 Euro) von der Jury geehrt.

Wir müssten nur wollen

Kontroversen rund um die Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft gibt es zwar zur Genüge, mögliche Alternativen dazu gehen in diesem Getöse aber oft unter: „Mit Pestiziden verdienen einige Firmen ja auch ziemlich gutes Geld, da ist klar, dass die an anderen Lösungen kein Interesse haben”, sagt Simon Leonhartsberger vom Team der HTL Braunau, dass sich mit dem Projekt ISIDOR – Autonome Schadpflanzenbekämpfung aber genau dieser anderen Lösung verschrieben hat. Was auf den ersten Blick futuristisch erscheinen mag, ist jedoch nur die Verbindung gegenwärtiger Technologien. Aus der Projektbeschreibung: „Ziel ist es, einen leistungsstarken Hightech-Multikopter so aufzurüsten, dass er autonom landwirtschaftliche Kulturflächen abfliegt und dabei mittels Bilderkennungsalgorithmen Schadpflanzen erkennt, welche anschließend mit energiereichen Infrarotwellen letal geschädigt werden sollen”. Der Landwirt wählt vorweg das zu behandelnde Feld auf einer Smartphone-App aus und schon geht die Drohne dem Unkraut an den Stängel. Überzeugt von der Art, wie „gegenwärtige Technologien genutzt werden sollen, um umweltfreundliche Perspektiven zu eröffnen”, so die Jury, wurde dem Projektteam der dritte Platz (300 Euro) verliehen.

Bodenständig in den Wolken

„Was mich sehr beeindruckt hat, war, dass sich viele Teams wirklich weltbewegender Themen angenommen und gleichzeitig sehr praxisorientiert an Problemlösungen gearbeitet haben”, resümiert Jurymitglied Mag. Aniko Benkö, MA, von der Industriellenvereinigung Salzburg. Anschaulich unterfüttert wird ihr Urteil von ForestGAMP, dem zweiten von der IT-HTL Ybbs eingereichten Projekt (diesmal von einem Diplomandenteam mit Unterstützung aus den vierten Klassen), das mit dem Sonderpreis der Jury (200 Euro) geadelt wurde. Das Projekt soll mittels in Wäldern angebrachter Messstationen den Klimawandel anschaulich machen, indem diese Stationen alle für die Erderwärmung relevanten Daten – Kohlendioxid, Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und der Einfluss von Lichtstärke und UV-Strahlung auf die Fotosyntheseeffizienz von Pflanzen – misst. In Kooperation mit den Bundesforsten und der Universität für Bodenkultur, können diese Daten und Statistiken von jedem eingesehen und Messstationen nachgebaut werden, abgerundet von allerlei Infos zu klimatologischen Vorgängen, wie beispielsweise den Zusammenhang zwischen dem Ausstoß von Kohlendioxid und damit verbundener Trockenheit infolge von geringerer Wolkenbildung. Stichwort Wolken: „Auffallend ist, dass viele Projekte den Anspruch haben, dem Menschen Rüstzeug in die Hand zu geben, um bestimmte Probleme lösen zu können – und das mit durchaus praktischem Ansatz: nicht abstrakt, nicht in den Wolken, sondern sehr bodenständig und gleichzeitig auf dem Fundament hochwertiger Technologie”, beschreibt Jurymitglied KR DI Dr. Peter Korczak vom Förderverein its seinen Eindruck vom Award.

Cupcake im Anflug

Dass dieses „Rüstzeug” verschiedenste Formen annehmen kann, zeigen auch die ex aequo auf dem vierten Platz gereihten Projekte der HTL Grieskirchen (SmartMeter Integration), der HTL Rennweg (Hovering Steward) und HTL Salzburg (PaceCar).

Ersteres reagiert auf die Tatsache, dass in den nächsten Jahren in fast ganz Europa die gängigen analogen Zähler auf sogenannte Smart Meter umgerüstet werden müssen, also Zähler, die den jeweiligen Stromnetzbetreibern Fernablesungen über eigene Netzwerkverbindungen ermöglichen werden, damit in weiterer Folge der Stromverbrauch genau abgerechnet werden kann: „Aber welchen zusätzlichen Nutzen hat der Kunde davon?”, formuliert Hans-Peter Pichler vom Grieskirchner Team die Ausgangsfrage, gemeinsam mit Patrick Haidinger hat er sich dieser Mehrwertschaffung verschrieben: die Verbrauchsdaten des Zählers sollen über eine Schnittstelle an den Kunden direkt übermittelt werden können, damit dieser  Durchschnittsverbräuche eruieren oder Verbrauchsgrafiken erstellen kann, außerdem biete ihr System „eine Struktur an, die es ermöglicht, alle Formen von Zählern – Gas, Wasser, Wärme – darin einzubetten”, so Pichler.

Am Beginn des Projekts Hovering Steward hingegen stand die Idee einer Nachspeise, und zwar nicht irgendeine, sondern Cupcakes, und zwar nicht irgendwelche, sondern Cupcakes mit (auch im Dunkeln) leichtender Crème: extravagante Süßspeisen verlangen nach extravagantem Service – statt eines Kellners serviert die Speise ein mit Ultraschallsensoren und optischem Trackingsystem versehener Hexacopter. Möglich wird das, wenn sich Schülerinnen und Schüler der Fachrichtungen Mechatronik und Informationstechnik der HTL Rennweg zusammenschließen. Hovering Steward lässt sich auch für andere logistische Bereiche – beispielsweise Lagerhallen – adaptieren.

Schnell zum Schluss: PaceCar ist ein von Schülern der HTL Salzburg entwickelter Hochgeschwindigkeitsroboter auf Basis eines Modellautos, der Profisportlern Tempo machen soll, und zwar ordentlich – im doppelten Wortsinn: Spitzenathleten sollten in ihrem Lauftraining, um den gewünschten Effekt zu erzielen, eine bestimmte Geschwindigkeit halten, was bisher lediglich annähernd möglich war – aber so ein menschlich-lasches „in etwa” kann im Hochleistungssport über Sieg und Niederlage entscheiden. PaceCar hingegen kann einem Sportler auf einer vorprogrammierten Strecke exakt das gewünschte Tempo vorgeben, ohne Wenn und Aber. Circa war gestern.